Gestapelte Steine an einem Strand.

6 seelische Probleme, bei denen Shiatsu wunderbar unterstützen kann

Ein Weg zu innerem Gleichgewicht

First things first: Shiatsu ist keine Psychotherapie und ersetzt auch keine therapeutische oder medizinische Begleitung. Pathologische psychische Störungen sollten psychotherapeutisch / medizinisch behandelt werden.

Seelische Probleme können kurzweilig oder langwierig sein. Dauert seelisches Leid länger an, kann eine psychische Erkrankung die Folge werden. Oftmals erhöht eine genetisch-biologische Veranlagung das Risiko für eine psychische Störung. Die Übergänge zwischen seelischem Leid und psychischer Krankheit sind dabei fließend.

Und psychische Leiden scheinen zuzunehmen: Laut der Fachgesellschaft Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) erfüllt in Deutschland mehr als jeder Vierte im Zeitraum eines Jahres die Kriterien einer psychischen Erkrankung. Im BKK Gesundheitsreport 2021 ist zu lesen, dass psychische Erkrankungen mittlerweile der zweithäufigste Grund für Arbeitsunfähigkeitstage sind. An erster Stelle stehen Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems.

Bei psychischen Problemen fehlt oft eine gute, stabile Verbindung zu sich selbst. Shiatsu ist eine fantastische Möglichkeit, in die eigene Mitte zu finden, körperlich und geistig zu entspannen, Distanz und Klarheit zu gewinnen und bei längerer unterstützender Begleitung eigene Einstellungs- und Verhaltensmuster zu erkennen und nachhaltige Handlungsstrategien zu entwickeln. Hier möchte ich auf einige seelische Themen eingehen, bei denen Shiatsu wunderbar unterstützen kann:

1. Stress

Stress ist zunächst einmal eine natürliche Reaktion des Körpers auf eine Herausforderung, Belastung, Spannung oder Druck. Stressoren können dabei von Außen wie von Innen kommen. Beispiele für äußere Stressoren sind etwa Arbeitsbelastung, Beziehungsthemen, finanzielle Sorgen, Trauma oder gesellschaftliche Faktoren wie Diskriminierung, soziale Ungerechtigkeit, ständige Erreichbarkeit, Leistungsdruck etc. Beispiele für innere Stressoren sind negative Gedanken und Überzeugungen, Ängste, Sorgen, Perfektionismus, aber beispielsweise auch chronische Krankheiten oder Schmerzen. Oftmals interagieren externe und interne Stressoren und erhöhen den Gesamtstress.

Wichtig ist: In moderaten Mengen kann Stress motivierend und hilfreich sein, da er uns leistungsfähig macht. Diesen Stress nennt man „Eustress“. Was wir innerlich aus diesen Stressoren machen, ist dabei ganz individuell. Was die eine beflügelt und antreibt macht den anderen bereits krank.

Chronischer Stress führt langfristig zu psychischen und / oder körperlichen Erkrankungen.

Shiatsu führt in eine Tiefenentspannung und lindert akute Stresssymptome oft ganz direkt. Stressbedingte muskuläre Verspannungen können schon nach einer oder wenigen Behandlungen gelindert werden. Die achtsame Berührungsqualität von Shiatsu fördert außerdem die Körperwahrnehmung der Klient*in. Dies kann dazu beitragen, ein besseres Verständnis für körperliche Spannungen und die eigenen Stressmuster zu entwickeln. Shiatsu aktiviert darüber hinaus das parasympathische Nervensystem und beruhigt dadurch neben dem Körper auch den Geist. Die Ausschüttung von Cortisol wird reduziert und Endorphine werden freigesetzt.

2. Burnout

Eine Folge von Stress kann das sogenannte Burnout-Syndrom sein, also das Gefühl von Ausgebranntsein. Laut ICD 11 der WHO bezieht sich der Begriff ausschließlich auf „Stress am Arbeitsplatz, der nicht erfolgreich verarbeitet werden kann“. Da wir aber nicht nur aus Arbeit bestehen lohnt sich eine systemische Betrachtungsweise. Eltern kennen das Gefühl von Ausgebranntsein beispielsweise auch.

Burnout ist ein Zeitgeistphänomen, ein Spiegel unserer Leistungsgesellschaft. Wichtiger Aspekt hierbei ist die leistungsbezogene Orientierung nach Außen. Ausgebrannte mussten vorher ja überhaupt erstmal für etwas brennen. Mitunter sind es daher die Aktiven, die Dynamischen, Motivierten, die Leistungsbereiten, die die eigenen Bedürfnisse nicht fühlen oder respektieren und sich ihre Bestätigung von Außen holen müssen, durch Leistung. Der Geist ist müde, der Körper überspannt. Symptome sind unter anderem: Erschöpfung, Schlaflosigkeit, Müdgkeit, Distanziertheit, Zynismus.

Shiatsu entspannt den Körper und regt die Lebensgeister an. Zudem stellt Shiatsu einen Kontakt her mit dem inneren Erleben: Für viele Menschen ist es gar nicht so leicht, sich und ihre Bedürfnisse zu spüren. Hier kann Shiatsu wichtige Impulse setzen.

3. Depression

Während von Burnout Betroffene sich bestenfalls ein Stück weit von ihren Belastungen erholen und ihr Privatleben genießen können, ziehen sich von Depression Betroffene zurück und empfinden auch in ihrem Sozialleben keine Freude. Typische Symptome einer Depression sind Niedergeschlagenheit, häufiges Grübeln, Hoffnungslosigkeit und verminderter Antrieb.

Früher wurde zwischen „reaktiver Depression“ mit psychosozialen Ursachen und „endogener Depression“ mit neuro-biologischen Ursachen unterschieden, heute findet diese Unterscheidung nicht mehr statt. Ursachen für Depressionen sind multifaktorell und komplex. Genetische, biologische, psychologische und Umweltfaktoren spielen eine Rolle. Belastende Lebensereignisse, chronischer Stress, genetische Veranlagung und neurochemische Veränderungen im Gehirn können das Risiko für Depressionen erhöhen. Zur Diagnose wird die Klassifikationsliste ICD-10 der WHO herangezogen. Jeder 12. Erwachsene in Deutschland erlebt mindestens einmal im Leben eine Depression.

Stress spielt oft eine Rolle bei der Entstehung oder Verschlimmerung einer Depression. Shiatsu kann helfen Stress abzubauen. Der Kontakt mit dem eigenen Körper und die Körperwahrnehmung werden durch Shiatsu geschult, sodass die Klient*in besser auf innere Spannungen und Stressmuster achten kann. Zudem kann Shiatsu bei Schlafstörungen helfen. Depressive leiden häufig unter veränderten Schlafmustern.

Ein Stein liegt in einem Kiesbett eines Zen-Gartens.

4. Angst

Angststörungen und Depressionen haben gewisse Ähnlichkeiten in der Symptomatik. Bei beiden Erkrankungen ist die Amygdala mitunter dauerhaft übererregt, was zu einer erhöhten emotionalen Empfindlichkeit bei den Betroffenen führt. Im Gegensatz zu der der Depression eigenen Traurigkeit und Niedergeschlagenheit sind von einer Angststörung Betroffene von überwältigender Angst und Sorge geprägt. Angsstörungen äußern sich mitunter durch große Unruhe und psychomotorische Aktivität, im Gegensatz zur verminderten Aktivität bei einer Depression. Es wird unter folgenden Formen der Angststörung unterschieden: Generalisierte Angststörung (nicht auf eine bestimmte Situation oder Auslöser beschränkt), soziale Angststörung, Panikstörung (Panikattacken), spezifische Phobien.

Shiatsu kann bei Ängsten effektiv unterstützen, da es das Körperbewusstsein schult und Menschen mit ihren emotionalen Zuständen vertraut machen kann. Eine ruhige und gleichmäßige Atmung ist zudem hilfreich bei Angststörungen. Auch hier kann das Erleben im Shiatsu hilfreich sein. Bei Shiatsu wird außerdem das parasympathische Nervensystem aktiviert, was erheblich zur Entspannung und Erholung beiträgt und die Aktivität im sympathischen Nervensystem reduziert, welches maßgeblich an Stressreaktionen beteiligt ist.

5. Sucht

Sucht kann als eine chronische, wiederkehrende Erkrankung des Gehirns beschrieben werden, die durch das zwanghafte Verlangen nach einer bestimmten Substanz oder Aktivität gekennzeichnet ist, trotz negativer Konsequenzen für die körperliche, psychische oder soziale Gesundheit. Neben Substanzabhängigkeit und Verhaltenssucht fallen auch Essstörungen, Workaholism, Shopping-Sucht, Sexsucht, Beziehungssucht, Sport- und Fitnesssucht und Technologiesucht in die Kategorie Sucht. Auch hier sind die Ursachen für die Erkrankung multikomplex und individuell zu erforschen. Shiatsu entspannt und fördert den Stressabbau. Viele Menschen greifen zu Suchtmitteln um Stress zu bewältigen. Shiatsu harmonisiert zudem das Energiesystem des Menschen, was das Bedürfnis nach externen Stimulanzien verringern kann. Zudem fördert Shiatsu die Freisetzung von Endorphinen und kann beitragen, depressive Verstimmungen, die oft mit Sucht einhergehen, zu mildern.

6. Lebenskrisen

Viele Menschen haben im Laufe ihres Lebens mehr als einmal mit größeren Krisen zu tun: Verlustkrisen bei Tod oder Trennung, Übergangskrisen bei neuen Lebensphasen, Identitätskrisen, Gesundheitskrisen beim Auftreten von schweren Krankheiten, berufliche Krisen, familiäre Krisen, finanzielle oder existentielle Krisen. Krisen sind normal und gehören zum Leben dazu. Sie sind bestenfalls eine Möglichkeit des persönlichen Wachstums und fördern Veränderung. Sie können aber auch zu großem Stress führen. Es kann sinnvoll sein, sich für Krisenzeiten professionelle Unterstützung zu suchen.

Shiatsu bietet als ganzheitliche Form der Körperarbeit die Möglichkeit, ein vielschichtiges Verstehen für Erlebtes zu erfahren. Da Shiatsu eine energetische Balance anstrebt, kann es helfen, emotionales Gleichgewicht zu unterstützen. Menschen in Lebenskrisen fühlen sich zudem oft einsam oder überfordert. Achtsam berührt zu werden kann ein Gefühl von Trost und Geborgenheit auslösen. Außerdem hilft Shiatsu mitunter, emotional Erlebtes loszulassen und zu verarbeiten. Das allgemeine Wohlbefinden und die körperliche Gesundheit werden durch Shiatsu gestärkt. Ein gestärkter Körper kann besser mit Herausforderungen von Lebenskrisen umgehen.